Familienaufstellungen und ihre Wirkung muten für viele Menschen noch etwas magisch an und lange Zeit waren uns einige Phänomene, die wir in der Aufstellungsarbeit immer wieder erleben, ungewohnt und befremdlich.
Bis ich Ende der neunziger Jahre das erste Mal selbst erlebte, dass wir als Stellvertreter in solchen Aufstellungen weitgehend nachempfinden können, was tatsächliche Personen, die selbst gar nicht anwesend sind,
in ihren Familienbeziehungen empfinden, war mir nicht klar, dass unsere Gedanken und Gefühle ebenso nach außen in die Welt hinein wirken wie unser Handeln.
Ich dachte bis dahin immer, dass meine Gedanken und Gefühle ganz privat und nur in mir sind und dass nur mein Handeln die Welt, in der ich lebte, beeinflusste. Das - so stellte sich heraus - war ein schwerer Irrtum!
In meiner Ursprungsfamilie gab es keine Personen, die sich wirklich mit unserer menschlichen Spirituatität und den Wirkungen unseres Denkens, Fühlens und Handelns bewusst beschäftigt hatten. Aus dem, was ich in meiner Lebensumwelt erlebte, war mir schon klar, dass es einen Zusammenhang
zwischen Ursache und Wirkung gibt, aber nicht in einer umfassenden spirituellen Dimension. Als Kind haben wir vielleicht erlebt, wie wir Steine oder andere Gegenstände gegen eine Glasscheibe warfen und diese dann zerbrach. Dass unser Handeln Folgen hat, lernen wir in unserer heutigen Gesellschaft sehr schnell.
Dass unser Denken und Fühlen, also unsere Überzeugung, unsere innere Haltung zu jemandem oder etwas, ebenso die Folgen in unserem Leben bestimmt, war mir bis Mitte 30 nicht bewusst. Erst durch mein eigenes Leiden, meine eigenen Schwierigkeiten im Leben, wurde ich zunächst indirekt mit der Nase auf diese
Wirklichkeit gestoßen und habe selbst mit der Zeit immer mehr den Umgang mit dieser Tatsache gelernt und dadurch vielerlei Erkenntnisse erworben, die mir niemand beigebracht hat und wohl auch niemand in diesem umfassenden Maße hätte erklären können.
Durch die Erkenntnisse der modernen Quantenphysik wird diese Einsicht auch immer mehr untermauert und bestätigt. Alles ist Energie! Auch die Materie, aus der alles in unserer Lebenswelt zu bestehen scheint, ist letztlich im Kleinsten reine Energie, energetische Schwingungsmuster (Abbildung 2)
oder reine Information, wenn man so möchte. Wenn wir schauen aus was unsere "stoffliche" Materie besteht, dann entdecken wir Moleküle aus verschiedenen chemischen Elementen, deren kleinste Einheit die Atome sind. Atome wiederum bestehen aus verschiedenen geladenen Elementarteilchen, die Protonen, Neutronen und Elektronen, die
natürlich aus noch kleineren Einheiten bestehen, den sogenannten "Quarks", die wiederum aus sogenannten "Energiequanten" bestehen. Auf dieser Ebene ist alles letztlich reine Energie und Information. Spirituelle Menschen würden auch "Geist" sagen, denn diese Energie ist "bewusst"
und verhält sich nach Naturgesetzen und Kräften einer höheren Intelligenz. So sind manche in diesem elementaren Mikrokosmos ablaufenden Prozesse in ihrem Ablauf und Ergebnis davon abhängig, ob ein Beobachter, ein "wacher Geist", anwesend ist und beobachtet, oder nicht.
Unser Beobachten, unsere Aufmerksamkeit, unser Denken und Fühlen nimmt energetisch Einfluss auf das, was geschieht.
Unsere Überzeugungen über uns selbst und andere, unsere innere Haltung zu etwas oder jemandem, wirken also in unsere Welt und Lebenswirklichkeit hinein und gestalten diese. Jeder unserer Gedanken ist so ein energetisches Schwingungsmuster, jedes Gefühl ist so ein energetisches Schwingungsmuster und über energetische
Resonanz wechselwirken sie mit den anderen Lebewesen und unserer Lebenswelt als Ganzes. Diese "Wirklichkeit" nutzen wir in der Aufstellungsarbeit.
Heute, nach etwa 17 Jahren persönlicher Erfahrung mit der Aufstellungsarbeit und ca 10 Jahren beruflicher Erfahrung als Familienaufsteller glaube ich, die Wirkungsweise der Aufstellungen recht gut erklären zu können.
Wir alle sind Kinder, Kinder unserer leiblichen Eltern. Und genetisch - das ist uns allen heute klar - aber auch energetisch, übernehmen wir alle Glaubens- und Erfahrungsmuster von beiden Eltern.
Und viele Überzeugungen, die nicht stimmen, beschränken uns in unseren Lebensmöglichkeiten, in unserem Potenzial, in unserer Gesundheit, in unserem Glück.
Mit dem Hintergrund dieser "Prägungen" (Urteile) bewerten wir Ereignisse in unserem eigenen Leben entsprechend, projizieren und erzeugen so unbewusst neues Leid in den Beziehungen mit den
heute lebenden Bezugspersonen.
Indem sich nun in Aufstellungen Stellvertreter in andere Personen einfühlen und sich vorstellen diese Personen zu sein, stimmen sie ihre energetische Schwingung auf sie ein und erhalten über Resonanz deren Bewegungsimpulse, Emotionen und Überzeugungen. Es entsteht ein lebendiger Prozess zwischen den aufgestellten Stellvertretern,
in dem sich sehr häufig deutlich zeigt, was zwischen den vertretenen Personen trennend wirkt. Oftmals geht es um Konflikte und traumatische Ereignisse in der Vergangenheit, z.B. in der Großeltern- oder Urgroßelterngeneration oder um ausgeschlossene Personen im Familiensystem.
Oftmals erleben wir in so einer Aufstellung eine "Erlösung", von etwas, was bisher nicht in Liebe erlöst werden konnte.
Durch das Erleben dessen, was hinter der Schwierigkeit wirkt, durch Ausdruck bisher unterdrückter Emotionen und das Erkennen dessen, was auch andere unschuldig schicksalhaft tragen, können wir
mehr Mitgefühl entwickeln und die vergangenen Ereignisse und Personen anders bewerten.
Durch die veränderte Überzeugung, bzw. innere Haltung, "schwingen" wir etwas anderes aus (Abbildung 3) und die Personen, mit denen wir in Beziehung stehen (Abbildung 1), nehmen auch bewusst oder unbewusst diese veränderten Schwingungen auf und müssen so ebenfalls ihre Gefühle und ihre innere Haltung uns gegenüber
entsprechend verändern. Das ist ein Naturgesetz!
Wenn wir zum Beispiel einen Bruder abgelehnt haben, weil wir uns von ihm schlecht behandelt fühlten, ihn vielleicht sogar aus unserem Leben ausgeschlossen und den Kontakt abgebrochen haben, so nimmt er unbewusst unsere Schwingung auf und fühlt uns gegenüber entspechend.
Und wenn wir nun in so einer Aufstellung entdecken, dass der Konflikt mit dem Bruder eine Verschiebung im Familiensystem ist und die Konflikt-Muster schon in der Großelterngeneration entstanden sind, weil zum Beispiel der Großvater einen Bruder um sein Erbe betrogen hat, und so deutlich wird,
dass auch der Bruder "unschuldig" in diese Dynamik hineingezogen wurde, dann gelingt es oft, ihn "mit anderen Augen" anzuschauen, Mitgefühl zu haben und die ursprüngliche Liebe wieder mehr zuzulassen. Das schwingen wir aus und der Bruder muss sich in seinem Denken und Fühlen ebenfalls verändern, obwohl
er von der Aufstellung gar nichts weiß.
Oftmals wird nach so einer Aufstellung eine Versöhnung möglich, die vorher undenkbar war. Gelegentlich melden sich sogar ausgeschlossene Personen von alleine wieder bei uns, was uns manchmal wie Mystik oder Zauberei vorkommt, aber das ist es nicht!
Auf dieser geistig-energetischen Ebene arbeiten und wirken wir in der Aufstellungsarbeit und das oftmals mit sehr großen Erfolg für alle Beteiligten.
Ein kleines Beispiel:
Die Mutter einer Familie (Abbildung 4) kommt in ein Aufstellungsseminar, weil der kleine Sohn (rechts) immer traurig und verhaltensauffällig ist. Äußerlich gibt es keinen Grund für diese Traurigkeit und das Verhalten des Jungen.
In der Familienaufstellung der Mutter kommt durch die Bewegung der Stellvertreter (Abbildung 5) heraus, dass ein Kind fehlt, das früh verstorben sein muss. Zu diesem Kind zieht es beide lebenden Kinder.
Es kommt heraus, dass die Tochter, das ältere Kind, eine Zwillingsschwester gehabt hätte, die aber schon im Mutterleib verstorben und abgegangen ist. Als die Eltern dieses Kind anschauen und die unterdrückte Trauer über den Verlust
voll zum Ausdruck kommt, sind die lebenden Kinder entlastet. Das gestorbene Kind bekommt einen Platz in den Herzen der Familienmitglieder und einen Namen. Es darf jetzt dazugehören (Abbildung 6) und wird als vollständig vorhanden angesehen.
Dadurch sind alle Kinder entlastet und können sich befreiter und mit mehr Lebensfreude in ihr eigenes Potenzial weiterentwickeln.